St. Kilian zum ersten Mal bei Stolperstein-Verlegung aktiv dabei
Am 23. Mai 2025 wurden in der Heilbronner Innenstadt neue Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes verlegt. Zum ersten Mal aktiv beteiligt waren auch vier Schülerinnen und Schüler aus dem Leistungskurs Geschichte (J1) – in alphabetischer Reihenfolge: Ian Friederich, Elisabeth Grasi, Marie Häberle und Noah Respondek. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Vorfeld intensiv mit der Biografie der Heilbronner Jüdin Emma Dornacher beschäftigt. Durch umfangreiche Archivrecherchen wurden so ihre Lebensstationen ans Licht gebracht sowie biografische Details zusammentragen, die dann in einer eindrucksvollen szenischen Präsentation dargeboten werden konnten.
Die Aufführung in der Götzenturmstraße gab den vielen Anwesenden einen persönlichen Einblick in das berührende Leben von Emma Dornacher. Die szenische Darbietung stellte die jüdische Herkunft und Identität von Emma Dornacher heraus und beleuchtete die elterliche Erziehung, die Zeit der unbeschwerten Kindheit und Jugend. Anschließend gab sie Details der Eheverbindung mit Josef Dornacher preis, mit dem sie ein gutbürgerliches Leben mit gesellschaftlicher Teilhabe geführt hat. Die wirtschaftliche Prosperität des Weingroßhandels, von dem die jüdische Familie hier lebte, wurde durch gestapelte Weinkisten aus Holz versinnbildlicht. In sie wurden symbolische Gegenstände wie Murmeln, Fotos, Tücher, Mesusa und Menora oder Schabbat-Kerzen, Briefe, Bücher, Blumen und eine Weinflasche gelegt.
Der Turm aus Kisten voller Erinnerungen wurde schließlich zum Einsturz gebracht – Sinnbild für die aussichtslose Lage, in der sich Emma Dornacher von 1933 bis zu ihrer Deportation 1941 ins Ghetto Litzmannstadt / Lodz befunden haben muss. Im Ghetto Litzmannstadt wurde sie am 17.12.1941 ermordet, nach ihrer schleichenden Diskriminierung und Ausgrenzung, der vorsätzlichen Entwürdigung und Entrechtung, der geplanten Verschleppung sowie vollständigen Enteignung.
Während der Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus von Emma Dornacher verlegt wurde, erinnerte Marie Häberle an das Appell der unlängst verstorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die unermüdlich für Menschlichkeit und Empathie, Toleranz und Zivilcourage eintrat. In ihren Büchern und Auftritten richtete sie sich oft an die jüngeren Generationen – Jugendliche forderte sie auf, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und aktiv für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Die Stolpersteinverlegung endete mit einer Gedenkminute an Emma Dornacher, in einem bewegenden Moment wurde für sie eine Rose niedergelegt.
Die vier Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse haben mit ihrer akribischen Archivrecherche zur Dornacher-Biografie nicht nur bewiesen, dass sie historische Forscherkompetenz besitzen. Sie haben durch die szenische Darbietung auch ein starkes Zeichen gegen das Vergessen der Opfer von Antisemitismus gesetzt. Ihr Einsatz und ihr persönliches Engagement für die Stolpersteinverlegung sind sicher ein Höhepunkt für die Friedensstifter-Initiative gegen Antisemitismus an unserer Schule. Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte zu bewahren und aus ihr zu lernen und auch aktuellen Formen des Antisemitismus die Stirn zu bieten.
-----
Die Verlegung von Stolpersteinen und deren Pflege sind eine wichtige Geste des Erinnerns und Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Durch sie erhalten Menschen ihre Würde zurück, die vom NS-Regime aus ideologischen Gründen zu Opfern diffamiert und ausgestoßen, verfolgt, vertrieben, deportiert und getötet wurden. Dem festlichen Akt der Stolpersteinverlegung geht eine intensive Archivrecherche voraus, bei der die Biografien von Holocaust-Opfern rekonstruiert werden und NS-Unrecht aufgedeckt wird.